Quo Vadis Whisky?

Ausgabe #17 - Culinarium: Spargel vom Grill in Whisky und Honig


Wer die Entwicklung der Whiskyszene im Bereich der unabhängigen Abfüller in den letzten Jahren beobachtete, musste bemerken, dass sich grade im vergangenen Jahr Einiges an der Breite des Angebotes und auch den Preisen geändert hat. Die beliebten rauchigen Malts von Islay waren im vergangenen Sommer recht knapp, dunkle Sherry-Whiskys sind Mangelware und bei Malts geschlossener Destillen haben sich die Preise stellenweise verdreifacht, beispielsweise für einen Rosebank, oder kratzen wie bei Port Ellen an vierstelligen Beträgen.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Einerseits ist natürlich die Nachfrage in Deutschland in den letzten Jahren deutlich gestiegen, dazu erfreut sich Whisky aber auch zunehmend im asiatischen Markt großer Beliebtheit. Besonders die Aufkäufe aus China sollen nach Auskunft mehrerer Abfüller exorbitant sein und selbst deutsche Händler, die nur über einige eigene Fässer verfügen, wurden schon aus dem „Reich der Mitte“ kontaktiert. Anders als bei vergangenen Booms in Russland und Japan konzentriert sich die Kauflust jedoch aktuell nicht auf privilegierte Nobelmarken und alte Abfüllungen, der gesamte Markt ist hiervon betroffen. Da aber Whisky nun mal ein langsam nachwachsendes (genauer: nachreifendes) Produkt ist, wird es Jahre dauern, bis die Bestände wieder „aufgeforstet“ sind. Als weitere Erschwernis kommt hinzu, dass offenbar die Herstellerfirmen den Markt der Single Malts verstärkt für sich entdeckt haben und am Verkauf von guten Fässern zu vernünftigen Preisen an unabhängige Abfüller kaum noch Interesse besteht.


Hersteller verbreitern ihr Angebot


Einige „Unabhängige“, die über genügend Weitblick und eine gefüllte Kriegskasse verfügten, haben bereits rechtzeitig reagiert und sich eigene Destillen gekauft. Schwierig dürfte es für jene werden, die weder über eine eigene Produktion, über ein großes Lager oder zumindest gute Verbindungen verfügen. Während sich die Auswahl bei den „Unabhängigen“ allmählich reduziert, haben die limitierten Ausgaben der Herstellerfirmen enorm an Auswahl zugelegt. In vielen Fällen hat sich dieses Konzept als sehr Interessant und auch Fair dargestellt: Beispiele dafür sind nach meiner Auffassung unter anderem Glenfarclas und Arran. Andererseits kam es zu Vorstößen wie dem 5-jährigen Octomore von Bruichladdich für rund 100 € (heute meist deutlich teurer) oder aktuell der neuen Abfüllung eines 15-jährigen Highland Park Loki, für den man rund 200 € hinblättern kann.


Wiedereröffnungen und internationale Abfüller


Bevor Sie nun völlig frustriert mit dieser Ausgabe fortfahren, darf ich Sie vielleicht mit einer nicht ganz so negativen Prognose erfreuen. Einerseits haben die meisten Destillen ihre Produktion auf 100% gesteigert (was nicht immer der Fall war), zweitens werden gerade mehrere Destillen neu gebaut oder wieder eröffnet (nachdem man früher zahlreiche geschlossen hatte) und drittens darf man erwarten, dass auch zukünftig weit mehr unabhängige Abfüller über köstliche Whiskys verfügen, als noch vor 20 Jahren. Sicher wird der Trend weg von den sehr alten und teuren Abfüllungen hin zu Malts gehen, die zu verkaufen in den letzen Jahren sich niemand getraut hat. Glenglassaugh und Arran haben mit jungen Whiskys den Anfang gemacht und bewiesen, dass „jung“ nicht „schlechter“ sondern „anders“ ist. Dazu kommt nunmehr eine höhere Akzeptanz für Whiskys anderer Länder. Vor nicht allzu langer Zeit waren amerikanische Whiskeys allenfalls als Ergänzung zu Eiswürfeln und Cola akzeptiert und die Iren wurden zweifingerhoch im Tumbler serviert. Mit hochwertigen Small Batch Bourbons und vielen herausragenden irischen Bottlings, wie beispielsweise von Tyrconell, Connemara und Red Breast, sind diese Produkte durchaus in der Whiskyszene gesellschaftsfähig geworden. Die Zukunft wird nicht schlecht – sie wird einfach anders!


The Highland Herold #17